Fair oder nicht fair? – Workshop

Wir waren im März zu vier Ter­mi­nen mit unse­rem Work­shop „Öko­lo­gi­sche und fair pro­du­zier­te Klei­dung“  in der Real­schu­le Lich­ten­au zu Besuch. Die­ser fand im Rah­men der AG Kli­ma-Cam­pus statt, wel­che sich mit Nach­hal­tig­keit in all ihren Facet­ten aus­ein­an­der­setzt. Ein gro­ßer Teil davon sind auch die Besu­che von exter­nen Orga­ni­sa­tio­nen wie dem NABU, der Ver­brau­cher­zen­tra­le und uns.

12 Schüler*innen sind Teil der AG und wäh­rend AGs woan­ders oft­mals im Nach­mit­tags­be­reich statt­fin­den, ist es der Real­schu­le in Lich­ten­au beson­ders wich­tig, die­se in den Vor­mit­tag zu inte­grie­ren – denn zu die­ser Zeit sind die Schüler*innen am kon­zen­trier­tes­ten.

Der ers­te Ter­min star­te­te mit einer kur­zen Vor­stel­lung der cum ratio­ne gGmbH. Im Anschluss dar­an woll­ten wir schau­en, wie gut die Schüler*innen ein­schät­zen kön­nen, wel­che Klei­dung fair pro­du­ziert wird. Dafür wur­den zwei Bil­der gegen­über­ge­stellt: z. B. ein Pul­li von der Mar­ke Kult­gut und einer von Adi­das. Die Fra­ge war nun: Wel­ches Klei­dungs­stück wur­de fair pro­du­ziert und wie viel kos­ten die Tei­le wohl unge­fähr? Das Ergeb­nis war: Vie­le Vor­ur­tei­le gegen­über fai­rer Klei­dung stim­men nicht, wie z. B., dass fai­re Klei­dung nicht modisch aus­se­he oder zwangs­wei­se teu­rer ist. Fai­re Klei­dung hat zwar oft­mals einen höhe­ren Preis, doch heißt dies im Umkehr­schluss nicht, dass teu­re Klei­dung gene­rell fair pro­du­ziert ist, wie das Bei­spiel eines knapp 350 € teu­ren Pul­lis der Mar­ke Hugo Boss zeig­te. Gemein­sam wur­den dann auch Alter­na­ti­ven zum Neu­kauf über­legt: repa­rie­ren, tau­schen, selbst machen. An- und abschlie­ßend ging es um das The­ma exis­tenz­si­chern­de Löh­ne. Hier wur­de mit­hil­fe von Bild­kar­ten über­legt, wel­che Din­ge man sich von sei­nem Gehalt leis­ten kön­nen soll­te – eine spie­le­ri­sche Annä­he­rung an die Kom­po­nen­ten des Lohns, der zum Leben reicht (Nah­rung, Mobi­li­tät, Beklei­dung, Medi­zin, Bil­dung, Spa­ren, Wohn­raum).

 

Den zwei­ten Ter­min star­te­ten wir mit einer modi­fi­zier­ten Ver­si­on des Spiels Ecken­ra­ten. In jede Ecke des Rau­mes stell­te sich ein Kind bzw. eine Grup­pe. Drei von vier beka­men dabei ein Han­di­cap, das an die Pro­ble­me in der inter­na­tio­na­len Beklei­dungs­in­dus­trie ange­lehnt ist. Ziel des Spiels ist es, Unge­rech­tig­kei­ten zu ver­ste­hen und einen Per­spek­tiv­wech­sel zu ermög­li­chen. Als nächs­tes wur­de den Schüler*innen die Rei­se eines T‑Shirts gezeigt und in einem Rol­len­spiel durch­ge­spielt. Hier­bei ver­setz­ten sie sich selbst in die Rol­le der Arbeiter*innen, die an der Her­stel­lung unse­rer Klei­dung betei­ligt sind (Anbau der Baum­wol­le, Nähen, Fär­ben etc.). So erler­nen sie die unter­schied­li­chen Stu­fen der Wert­schöp­fungs­ket­te unse­rer Klei­dung und wel­che Pro­ble­me damit ver­bun­den sind. Zum Abschluss haben wir mit der Kopf­stand-Metho­de gemein­sam über­legt, wie wir es schaf­fen kön­nen, die Bedin­gun­gen in der Beklei­dungs­in­dus­trie noch schlech­ter zu machen. Was sich erst mal komisch anhört, ist eine bewähr­te Metho­de, um Lösun­gen für Pro­ble­me zu erar­bei­ten. Dafür nimmt man sich einen Aspekt, für den man eigent­lich eine Lösung sucht und dreht die­se Fra­ge­stel­lung ein­fach um. Nega­ti­ve Din­ge kön­nen wir uns näm­lich oft­mals bes­ser vor­stel­len und am Ende kön­nen die­se nega­ti­ven Ideen umge­dreht wer­den. So wird z. B. aus „Die Arbeiter*innen soll­ten 20 Stun­den am Stück arbei­ten.“ „Die Arbeiter*innen soll­ten mehr Pau­sen­zei­ten erhal­ten und höchs­tens acht Stun­den arbei­ten.“

 

Beim drit­ten Ter­min haben wir den Schüler*innen unse­re Fan­shop-Recher­che vor­ge­stellt. Im Anschluss dar­an soll­ten sie selbst recher­chie­ren, ob es im Fan­shop ihres Lieb­lings­ver­eins öko­fair pro­du­zier­te Arti­kel gibt und wie die­se pro­du­ziert wer­den. Die Ver­bin­dung von Nach­hal­tig­keit und Sport weckt häu­fig das Inter­es­se der Kin­der. Gene­rell ist es eine gute Idee, wich­ti­ge und kom­ple­xe The­men mit wel­chen zu ver­bin­den, an denen die Ange­spro­che­nen sowie­so schon Inter­es­se zei­gen. Als letz­te Auf­ga­be des Tages gab es eine Simu­la­ti­on des Fabrik­all­tags. Hier­zu muss­ten die Schüler*innen Auf­ga­ben unter extre­men Zeit­druck und mit aller­lei lau­ten und ner­vi­gen Umge­bungs­ge­räu­schen erle­di­gen. Die Auf­ga­ben waren inner­halb der ange­ge­be­nen Zeit unmög­lich zu schaf­fen – und genau das war auch beab­sich­tigt. So soll den Schüler*innen ein Per­spek­tiv­wech­sel ermög­licht wer­den, damit sie sich ein wenig bes­ser den All­tag eines*r Arbeiter*in vor­stel­len kön­nen.

Zum letz­ten Ter­min haben wir unser Exit Game mit­ge­bracht. Hier­für schlüpf­ten die Schüler*innen in die Rol­le von drei Nähe­rin­nen. Jede von ihnen weist einen ande­ren Hin­ter­grund auf, der mit den Pro­ble­men in der inter­na­tio­na­len Tex­til­in­dus­trie zusam­men­hängt. Das Spiel kam bei den Schüler*innen beson­ders gut an, denn hier konn­ten sie spie­le­risch Rät­sel lösen – sowohl digi­tal als auch ana­log – und zugleich wich­ti­ge Aspek­te der Tex­til­in­dus­trie ken­nen­ler­nen. Zum Abschluss des Work­shops haben wir ein kahoot-Quiz gespielt. Es muss­ten Fra­gen aus dem Bereich nach­hal­ti­ger Klei­dung und/oder Sport beant­wor­tet wer­den. Der Sie­ge­rin wur­de ein fair pro­du­zier­ter Ball über­reicht.