Naturgemäß steigt vor sportlichen Großereignissen wie Fußballweltmeisterschaften oder den Olympischen Spielen die Vorfreude der Fans auf der ganzen Welt. Endlich wieder spannende Spiele, Fan-Partys beim Public Viewing und das Fachsimpeln unter Experten, warum Löw mal wieder die falsche Aufstellung gewählt hat. Etwas ganz Wichtiges wird dabei leider meistens vollkommen vergessen: Hinter dem Trikot, mit dem Thomas Müller oder Christiano Ronaldo ihre Mannschaften zum entscheidenden Tor schießen, steht die Geschichte einer Näherin, die trotz Vollzeitstelle und exzessiven Überstunden nicht weiß, wie sie sich und ihre Familie ausreichend ernähren kann.
Zur Weltmeisterschaft 2018 wollen wir von cum ratione die extrem hohe öffentliche Aufmerksamkeit nutzen, um auf die weiterhin schlechten Arbeitsbedingungen in den asiatischen Textilfabriken hinzuweisen, die auch für große Sportartikelhersteller wie Adidas oder Nike produzieren.
Am Samstag, 19.05.2018, haben wir uns dafür passend zum Finale des DFB-Pokals in den Spreegraphen Studios in Berlin getroffen, um ein Video für unsere virale Kampagne zu drehen. Ansprechen wollen wir damit insbesondere Fußballfans jeden Alters, die der zunehmenden Kommerzialisierung im Fußball kritisch gegenüberstehen. Eine gute Idee alleine reicht jedoch nicht, wenn wir möglichst viele Leute erreichen wollen. Wir sind daher besonders froh, dass wir die ehemaligen Nationalspieler*innen Linda Bresonik, David Odonkor und Tobias Rau für das Video gewinnen konnten. Auch Lilli Hollunder, die Frau von Torwart René Adler, hat gerne ihre Teilnahme für unser Projekt zugesagt und erschien am Samstag voller Tatendrang zum Videodreh.
Die Gerechtigkeit steht im Abseits
“Auch ich bin leidenschaftlicher Fußballfan und freue mich darauf, unsere Nationalmannschaft während der Weltmeisterschaft zu unterstützen. In der letzten Zeit habe ich aber das Gefühl, dass es nur noch um Geld und Macht geht und dass das, was den Fußball eigentlich ausmacht — nämlich die gemeinsame Liebe für das Spiel — zunehmend in Vergessenheit gerät“, berichtet die Verantwortliche für das Projekt, Lara Schröder von cum ratione, besorgt.
Denn die internationalen Sportartikelhersteller fiebern der Weltmeisterschaft ebenso entgegen. Für sie geht es in erster Linie jedoch darum, den größtmöglichen Profit aus solchen Turnieren zu schlagen. Unmengen an Trikots und anderen Fanartikeln müssen also möglichst billig und schnell produziert werden. „Wer glaubt, dass wir als treue Fans mittlerweile knapp 100 Euro für ein Trikot ausgeben müssen, weil die Näher*innen in Bangladesch endlich angemessen dafür bezahlt werden, liegt falsch“, so Schröder weiter.
Von dem Verkauf eines Trikots profitieren nämlich in erster Linie der Einzelhandel und die Hersteller. Auch der DFB erhält aufgrund von Lizenzgebühren Einnahmen in Millionenhöhe. Die Näher*innen hingegen erhalten nicht mal einen Euro pro gefertigtem Trikot.
Jose, der bis April 2018 für die Fabrik Pinehurst in Honduras für Adidas arbeitete, unterstreicht: “Wir bekommen (umgerechnet) 260 Euro Monatslohn. Der Grundwarenkorb für eine Familie beträgt 665 Euro. Wenn also nicht mehrere Familienmitglieder in der Nähfabrik arbeiten, musst du Prioritäten setzen: Bezahle ich diesen Monat Strom oder Essen? Ein würdiger Lohn ist das nicht.“
Die Gerechtigkeit steht im Abseits, wenn internationale Sportunternehmen Milliardenbeträge für Sponsoring und Marketing ausgeben können, Arbeits- und Menschenrechte bei der Produktion von Trikots, Fußballschuhen und Fanartikel/Bällen aber mit Füßen getreten werden.
Es geht auch anders!
Wir sind der festen Überzeugung, dass jeder — egal ob Spieler, Verband, Sportartikelhersteller, der Fan oder auch die Näher*innen am anderen Ende der Welt — von der verbindenden Kraft des Fußballs profitieren sollte. Fußball darf niemals für Profitgier und Ausbeutung stehen, sondern für Leidenschaft und Zusammenhalt. Wenn wir das schaffen, dann gewinnen nicht nur die Stars des internationalen Fußballs, wenn sie ihr Team zum Sieg schießen, sondern auch die Näher*innen in den globalen Textilfabriken. Das ist unser Ziel.
Unter dem Slogan #PlayFair — PayFair fordern wir deshalb internationale Sportunternehmen wie Nike, Adidas oder Puma dazu auf, endlich ihrer Verantwortung nachzukommen und existenzsichernde Löhne in ihren weltweiten Zuliefererbetrieben zu zahlen!
Hilf uns ein, Zeichen für mehr Gerechtigkeit zu setzen und unterschreib unsere Petition, die unter dem folgenden Link zu finden ist: https://weact.campact.de/petitions/play-fair-pay-fair