Am Montag, 29. Januar 2018, fand im Deelenhaus Paderborn um 19 Uhr die Veranstaltung “Kein Schritt zurück — Freiheit statt Diskriminierung für Frauen und Mädchen im Islam” statt. Das mit etwa 40 Teilnehmern gut besuchte Event soll den Auftakt für eine ganze Veranstaltungsreihe zum Thema bilden.
“Kannst du dein Leben führen, wie du willst?”
Der Abend startete mit einer Lesung der türkischstämmigen Publizistin Arzu Toker, die vor dem Publikum Passagen aus ihrem Buch “Kein Schritt zurück” vorgetragen hat. Schon hier wurden die Besucher der Veranstaltung mit ihren durchaus pointierten Ansichten konfrontiert, die die ausdrucksstarke Toker im folgenden persönlichen Gespräch mit Geschäftsführerin Kerstin Haarmann weiter verdeutlichte. So kritisiert sie in ihrer Veröffentlichung die durch den Islam und patriarchalische Strukturen bedingte Geschlechterdiskrimierung scharf: “Namus, die Ehre, ein kleines Wort, das besagt, dass der Mann über den Körper der Frau entscheidet um seiner Ehre willen. Der Mann entscheidet, ob sie aus dem Haus gehen kann, um seiner Ehre willen. Der Mann entscheidet, ob sie entscheiden darf (S. 10).” “Denn meine Kultur besagt: Die Frau ist die Ehre des Mannes. Meine Kultur zwingt mich: Akzeptiere oder akzeptiere (S.14).”
Im Anschluss daran veranschaulichten SPD Ratsherr Ayhan Demir und Martina Wolf-Sedlatschek, Koordinatorin der offenen Ganztagsschule und stellvertretende Bürgermeisterin in Lichtenau, in der Podiumsdiskussion das Thema durch Beispiele aus ihrem Arbeitsalltag. Hier wurde deutlich, dass sich die Situation innerhalb der letzten Jahre verschlechtert hat und es an der Zeit ist, effektivere Maßnahmen gegen die Unterdrückung der muslimischen Frauen durch den traditionellen Islam zu ergreifen. Gleichzeitig wurde im Gespräch jedoch betont, dass nicht nur Frauen leiden, sondern auch ein erheblicher Druck auf den Männern lastet. So führe die ständige Konzentration auf die Ehre der Familie und die Pflicht, diese zu erhalten, letztendlich auch den Mann in eine Abhängigkeit.
Kein Schritt zurück vom Leben in Freiheit
In der folgenden offenen Diskussion zwischen den Teilnehmern der Podiumsdiskussion und dem Publikum waren sich alle einig, dass dringender Handlungsbedarf bestehe. Hier stand vor allem die Forderung nach einer strikten Trennung von Kirche und Staat im Fokus, die von der Mehrheit der Anwesenden unterstützt wurde.
Als Leitprinzip für die zukünftige Orientierung passt der Titel der Veranstaltung “Kein Schritt zurück” hervorragend: Wir dürfen nicht alles aufgeben, wofür besonders die Frauen in Deutschland jahrzehntelang gekämpft haben. Werte wie Freiheit und Selbstbestimmung sind im Grundgesetz verankert und müssen weiterhin selbstverständlich sein. Natürlich sind interkulturelle Verständigung und Verständnis für unterschiedliche Lebensweisen unabdingbar für eine gelungene Integration. Nichtsdestotrotz müssen Praktiken sanktioniert werden, die im klaren Widerspruch zum Grundrecht und den allgemeinen Menschenrechten stehen. Es darf keine Toleranz für religiöse Intoleranz geben.
Arzu Toker ist es wichtig zu betonen, dass die fehlende Freiheit in islamischen Gesellschaften auch auf Männer negative Auswirkungen besitzt. „Männer, die glauben durch die Macht über Frauen mehr Rechte zu haben, sind im Grunde genommen ebenfalls Verlierer. Sie verlieren den Menschen, der mit ihnen alt wird. Sie verlieren die Frau, die ihre Lebensbegleiterin, Freundin und Vertraute sein könnte und die Liebe ihrer Kinder. Am Ende verlieren sie schließlich ihre eigene Humanität“, bemerkt Toker.
Im Folgenden finden Interessierte den Veranstaltungsflyer sowie einen Bericht der Zeitung vor der Veranstaltung: