Kleidung: Todschick oder fair gehandelt?

80 Per­so­nen ver­folg­ten inter­es­siert den Vor­trag “Klei­dung: Tod­schick oder fair gehan­delt?” von Frau Dr. Gise­la Bur­ck­hardt, Autorin des Buches „Tod­schick – Edle Labels, bil­li­ge Mode – unmensch­lich pro­du­ziert“ und die anschlie­ßen­de Dis­kus­si­on im voll­be­setz­ten Vor­trags­raum der Bank für Kir­che und Cari­tas.

Die Autorin hat in Ban­gla­desch 12 Tex­til­fa­bri­ken geprüft mit dem Ergeb­nis, dass Luxus­la­bels wie z. B. Hugo Boss nicht fai­rer als Dis­coun­ter­ket­ten pro­du­zie­ren. Sie haben in den glei­chen Fabri­ken pro­du­zie­ren las­sen, in denen es Miss­stän­de wie uner­träg­li­che Arbeits­zei­ten, feh­len­de Arbeits­ver­trä­ge, Miss­brauch, Dis­kri­mi­nie­rung und ein Gewerk­schafts­ver­bot gab. Eines der ille­gal gebau­ten Fabrik­ge­bäu­de in Ban­gla­desch ist im April 2013 ein­ge­stürzt und hat 1134 Arbei­te­rin­nen in den Tod geris­sen und 1500 ver­letzt. In die­sem Fabrik­ge­bäu­de mit dem Namen Rana Pla­za wur­de für bekann­te Mode­ket­ten wie C & A, Adler, kik, Pri­mark und Man­go pro­du­ziert. Die Autorin for­dert u. a. gesetz­lich ver­bind­li­che Regeln für Unter­neh­men, z.B. eine Haf­tung für Tex­til­pro­du­zen­ten für Schä­den ent­lang der gesam­ten Lie­fer­ket­te und Kla­ge­mög­lich­kei­ten für Geschä­dig­te.

Fran­zis­ka Dor­mann von der Fir­ma Maas Natur mit Sitz in Güters­loh erklär­te, was jeder und jede ein­zel­ne tun kann, um kei­ne unter unmensch­li­chen Bedin­gun­gen her­ge­stell­te Beklei­dung zu tra­gen: z. B. beim Kauf auf Tex­til­sie­gel ach­ten wie „Natur­tex­til“ oder „GOTS = Glo­bal Orga­nic Tex­ti­le Stan­dard oder „Fair Wear Foun­da­ti­on“, gele­gent­lich Second Hand zu kau­fen oder auch mal „Mode­di­ät“ zu machen, d.h. nichts zu kau­fen – wie eine Teil­neh­me­rin aus dem Publi­kum vor­schlug.

Textilhändler aus OWL sagen Teilnahme ab

Kers­tin Haar­mann, Geschäfts­füh­re­rin der gemein­nüt­zi­gen Ver­an­stal­te­rin cum ratio­ne – Gesell­schaft für Auf­klä­rung und Tech­nik gGmbH, freut sich über die gute Reso­nanz der Ver­an­stal­tung, bedau­ert aber, dass von den in OWL ansäs­si­gen gro­ßen Tex­til­händ­lern und ‑pro­du­zen­ten nie­mand an der Dis­kus­si­on teil­ge­nom­men hat. „Das The­ma ist anschei­nend so sen­si­bel, dass die ange­frag­ten Fir­men­chefs, die fast alle ter­min­li­che Grün­de für ihre Absa­ge ange­führt haben, nicht ein­mal eine Ver­tre­tung schi­cken woll­ten“ kom­men­tiert Haar­mann. „Dies alles bestä­tigt uns, dass wir mit dem The­ma ‘Her­stel­lungs­be­din­gun­gen unse­rer Beklei­dung’ einen Nerv getrof­fen haben. Wir pla­nen daher im Herbst einen bun­des­wei­ten Preis für die bes­te öffent­lich­keits­wirk­sa­me Akti­on gegen die unmensch­li­chen Pro­duk­ti­ons­be­din­gun­gen in der Tex­til­in­dus­trie aus­zu­lo­ben. Der Preis trägt den Titel: „Untrag­bar! Die Masche der Mode­indus­trie.“. Bewer­ben kön­nen sich sowohl pro­fes­sio­nel­le Orga­ni­sa­tio­nen als auch loka­le ehren­amt­li­che Initia­ti­ven und Pro­jekt­grup­pen. Teil­nah­me­be­din­gun­gen wer­den recht­zei­tig öffent­lich und unter www.cum-ratione.org bekannt gege­ben.