Gegen die linke Blanko-Toleranz – Autor Samuel Schirmbeck betont Wichtigkeit von Islamkritik
Bereits zum zweiten Mal im Herbst ging es am Montagabend in der Paderborner Kulturwerkstatt um das Thema Islam und Gesellschaft. Zu Gast war der ehemalige ARD-Korrespondent Samuel Schirmbeck, der sein Ende September erschienenes Buch „Gefährliche Toleranz“ vorstellte. In diesem kritisiert er den Umgang linker Parteien mit dem Islam und fordert mehr Mut zu aufgeklärter Islamkritik. Über 50 interessierte Besucherinnen und Besucher folgten der Einladung der gemeinnützigen Gesellschaft cum ratione und präsentierten sich diskussionsfreudig.
Inhaltlich zeigte sich der Autor während der Lesung enttäuscht von linksliberalen Parteien, die ihr einstiges Markenzeichen, „das kritische Hinterfragen von allem und jedem“ offenbar aufgegeben hätten. Auf diese Weise würden die Linken die Republik mehr islamisieren als es die muslimischen Verbände jemals tun könnten. Wenn die Missachtung grundlegender Menschenrechte unter dem Schutzmantel der Religionsfreiheit geduldet wird, dann sei laut Schirmbeck „die bedrohte Minderheit nicht der Islam, sondern die Aufklärung.“ Dabei hält er einen aufgeklärten Islam in Deutschland durchaus für machbar. Aktuelle Entwicklungen, wie die Initiative Säkularer Islam und das neue Format der Islamkonferenz, bewertet Schirmbeck als positiv. Es sei von großer Bedeutung, dass nun ein aufgeklärteres Spektrum innerhalb des Islam an Sichtbarkeit gewinne, das bislang nur wenig repräsentiert wurde.
Die abschließende Diskussion wurde zum Teil sehr emotional geführt. Vertreter und Vertreterinnen verschiedenster Positionen, Verbände und Parteien stellten ihre häufig gegensätzlichen Ansichten zu Themen wie dem Kopftuchverbot oder der Rolle der islamischen Verbände dar. „Genau diese Art von Diskussion wollten wir entfachen, kritische Themen müssen angesprochen werden“, erläutert Kerstin Haarmann, Geschäftsführerin von cum ratione. „Uns ist jedoch wichtig zu betonen, dass nicht ausschließlich der Islam im Zentrum unserer Kritik steht, sondern sich cum ratione grundsätzlich gegen den zu großen Einfluss von Religion auf die Gesellschaft und damit für eine strikte Trennung von Kirche und Staat einsetzt.“
Samuel Schirmbeck
Bekannt wurde Schirmbeck durch den Artikel „Die Linke im Muff von tausend Jahren“ (FAZ, Januar 2015), in dem er erstmals den verharmlosenden Umgang der deutschen Linken mit dem Islam kritisierte. Auch sein FAZ-Artikel über das muslimische Frauenbild und die Ereignisse in der Kölner Silvesternacht („Sie hassen uns“, Januar 2016) erreichte landesweite Aufmerksamkeit.Ende September 2018 erschien nun Samuel Schirmbecks neues Buch „Gefährliche Toleranz“, in dem der Autor abermals linksliberale Parteien ins Visier seiner Kritik nimmt. Um nicht als rechtsextrem verurteilt zu werden, gelte bei vielen jegliche Form von Islamkritik – ob gerechtfertigt oder nicht – als Tabu. Das führt laut Schirmbeck jedoch dazu, dass Rassisten und Nationalisten diesen Spielraum nutzen und gesellschaftliche Ressentiments gegen alles Fremde schaffen.