Vom 22. bis zum 23. November fand in Hamburg bereits zum vierten Mal die FEMNET – Konferenz für mehr Nachhaltigkeit in der globalen Textilindustrie statt. Im Zentrum der Konferenz standen vor allem die Fragen, wie die Zukunft der Bekleidungsindustrie im Jahre 2030 aussehen wird und welche Auswirkungen Automatisierung und Digitalisierung auf die Produktion von Textilien haben werden.
Ansprechen wollte die Frauenrechtsorganisation FEMNET insbesondere Student*innen und Dozent*innen aus Mode-Studiengängen. Und das Angebot traf auf großes Interesse: Wer nicht ganz pünktlich zur Begrüßung erschien, der hatte Schwierigkeiten, überhaupt einen Platz im voll besetzten Tagungsraum des Rudolf-Steiner-Hauses zu finden.
Nachhaltige Lösungsansätze
Nach einigen Grußworten von Frau Dr. Burckhardt, der engagierten Geschäftsführerin von FEMNET, präsentierte Gerd Hofielen die Gemeinwohlökonomie als ein alternatives, ethisches Wirtschaftsmodell. Dann folgten parallele Workshops, die weitere Lösungsansätze der Wirtschaft für eine sozial gerechte Bekleidungsproduktion anboten. Wir von cum ratione haben uns beispielsweise das Tchibo-Share-Prinzip genauer angesehen. Seit Januar 2018 bietet das Unternehmen nämlich Kinderkleidung (und mittlerweile auch einige Damenteile) zum Mieten an. Interessierte Konsument*innen können die gewünschten Produkte für einen bestimmten Zeitraum ausleihen und nach Ablauf der Frist einfach zurücksenden. Wie und ob dieser Ansatz funktioniert, sollte gemeinsam mit Sarah Herms, Nachhaltigkeitsmanagerin von Tchibo, erörtert werden.
Danach erklärte der Geschäftsführer des Dachverbandes der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, wie man ein Aktienunternehmen öffentlichkeitswirksam kritisieren kann. Mit nur einer einzigen Aktie erhält man automatisch eine Einladung zur Hauptversammlung des Unternehmens und kann durch Wortbeiträge Antworten auf unangenehme Fragen erzwingen. Weitere Workshops beschäftigten sich unter anderem mit den verschiedenen Textilsiegeln, der Klage gegen KiK und einem Überblick zum Thema nachhaltiges Bloggen.
Kreative Ideen
Kurz vor dem Abendessen gab es dann für Hochschulen die Möglichkeit, eigene Aktivitäten zum Konferenzthema vorzustellen. Besonders interessant war das Ergebnis einer Modularbeit der Hochschule Niederrhein: Die Student*innen im Masterstudiengang Textile Produkte Design hatten die Aufgabe, Schuhe aus Abfallprodukten zu entwickeln. Von Schuhen aus alten Orangenschalen bis hin zu Modellen aus weggeworfenen Tennisbällen war hier alles dabei — der Kreativität wurde keine Grenze gesetzt.
Preisverleihung “Let’s Change the Fashion System”
Highlight der Konferenz war selbstverständlich die Preisverleihung zum Businessplan-Wettbewerb „Let´s Change the Fashion System“ am Abend. Nominiert für den Preis waren 3 verschiedene Geschäftsideen, die sich alle für eine fairere Modeindustrie einsetzen wollen. Da war zum einen die Hehlerei, ein Businesskonzept mit völlig neuer Wertschöpfungskette. In die Shortlist geschafft haben es außerdem Fairo Moda, ein Kleidungsverleih für Studierende, sowie BlogFAIRIES, ein Prüfsystem für die Glaubwürdigkeit von Fair Fashion Blogger*innen. Wer am Ende die Teilnahme am Applied Sustainability Bootcamp der hessnatur Stiftung gewinnen würde, war zu Beginn der Preisverleihung noch vollkommen offen. Cum ratione war als Sponsor des Wettbewerbs beteiligt und stellte mit unserer Geschäftsführerin Kerstin Haarmann ein Mitglied der Jury. Die Wahl fiel der Jury, zu der außerdem Vera Köppen (Fair Wear Foundation), Gisela Burckhardt (FEMNET) und Rolf Heimann (hessnatur Stiftung) gehörten, sichtlich schwer – verdient hätten es alle Bewerber*innen.
Da der Einfluss der sozialen Medien in der heutigen Zeit eine immer größere Rolle spielt, wurde schließlich Josefine Watzlaw mit BlogFAIRIES ausgezeichnet.
Weitere Informationen zum Wettbewerb und den 3 Nominierten finden Sie hier.