Zirkuläres Bauen soll Standard in Ostwestfalen Lippe werden
Die Bauindustrie der Zukunft – OWL braucht mehr Kreisläufe und Recyclingbaustoffe
Das Kreishaus in Detmold, das dortige LWL-Freilichtmuseum und die Klimaerlebniswelt in Oerlinghausen – was haben diese Gebäude gemeinsam? Bei allen handelt es sich um den regionalen Versuch, Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung im Baubereich stärker in den Vordergrund zu rücken.
Wie das Bauen und der Betrieb von Gebäuden nachhaltiger werden können, darüber diskutierten am Dienstagnachmittag während einer Online-Veranstaltung über 50 Menschen aus Kommunalverwaltung, Politik, Baubranche und Stadtentwicklung. Organisiert wurde das Treffen von der gemeinnützigen Gesellschaft cum ratione aus Paderborn in Kooperation mit dem Netzwerk Energie Impuls OWL und Lippe zirkulär.
„Im Bereich nachhaltiges Bauen und Kreislaufwirtschaft existieren schon eine Reihe von Vorzeigeprojekten“, erklärt Kerstin Haarmann, Geschäftsführerin von cum ratione. „Das ist gut, aber es reicht nicht, um unsere Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen. Hierfür muss das ressourcenschonende und kreislauffähige Bauen der neue Standard werden. Die Region OWL als Innovationsregion sollte nicht auf den Gesetzgeber warten, sondern zum Beispiel erklären, dass sie grundsätzlich mit Recycling-Beton bauen wird und dies auch umsetzt, so wie der Kanton Zürich.“ Klaus Meyer als Vertreter der Regionalinitiative CirQuality OWL ermutigte die Teilnehmer*innen vor dem Hintergrund vieler erfolgversprechender Ansätze in Ostwestfalen-Lippe: „Es ist oft schon mehr möglich, als wir alle zunächst vermuten, und wer jetzt anfängt, findet viel kollegiale Unterstützung in unserer Region.“
Impulsvorträge informierten über die Notwendigkeit einer Bauwende, den rechtlichen Rahmen bei nachhaltigen, kommunalen Bauprojekten sowie die umweltfreundliche Beschaffung für ressourcenschonendes Bauen am Beispiel Berlin. Ein besonderer Fokus lag auf der Rolle der öffentlichen Hand als größter Bauherr in Deutschland und Impulsgeber. Viktor Miruchna, Projektmanager für Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe, stellte in seinem Vortrag hierzu klar, „dass was heute gebaut wird, bereits jetzt den Anforderungen von 2045 entsprechen muss, damit wir unsere Klimaziele überhaupt erreichen können.“
In anschließenden Workshops zu verschiedenen Themen konnten praktische Beispiele und Fragen ausführlich diskutiert werden. Sebastian Rauscher, Experte des Recyclingunternehmens Feeß, das 2016 mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet worden ist, erläuterte in seinem Workshop konkrete erste Schritte zum Bauen mit Recyclingbaustoffen und wies Skepsis diesen gegenüber mit den Worten „nur weil ein Stein schon mal irgendwo verbaut war, ist er nicht schlechter“ als unbegründet zurück. Der fachkundige Rechtsanwalt André Siedenberg gab Auskunft dazu, auf welche Aspekte bei der nachhaltigen Beschaffung besonders geachtet werden sollte. Sebastian Schmidt von der Senatsverwaltung Berlin erklärte, welche Schritte die Stadt Berlin auf dem Weg zu ihren vorbildlichen Leitsätzen für umweltfreundliche Beschaffung unternommen hat. Was in der Region OWL dagegen bereits möglich ist, stellte Lisa Pusch vor, die als Projektleiterin für das Modellprojekt des zirkulären Bauens RE-BUILD-OWL tätig ist.
Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen waren sich einig, dass dringend weitere Unterstützung bei diesem Thema in Form von Workshops, Informationsmaterialien, Auflistung von Ansprechpartnern und Hilfe bei der Vernetzung erforderlich ist. Auch weitere konkrete Informationen, zum Beispiel über die Gewährleistung beim Einsatz von Recyclingbaustoffen und über die Verfügbarkeit von Recycling-Beton in der Region wurden gewünscht.