Bundestag beschließt Lieferkettengesetz: “Noch nicht am Ziel, aber endlich am Start”

Pres­se­mit­tei­lung der Initia­ti­ve Lie­fer­ket­ten­ge­setz. Ber­lin, 11. Juni 2021. Der Bun­des­tag hat in sei­ner heu­ti­gen Sit­zung das Lie­fer­ket­ten­ge­setz ver­ab­schie­det. Johan­na Kusch, Koor­di­na­to­rin des zivil­ge­sell­schaft­li­chen Bünd­nis­ses „Initia­ti­ve Lie­fer­ket­ten­ge­setz“, kom­men­tiert:

„Im Kampf gegen Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen und Umwelt­zer­stö­rung in den Lie­fer­ket­ten sind wir noch lan­ge nicht am Ziel, aber seit heu­te end­lich am Start: Erst­ma­lig ver­pflich­tet hier­zu­lan­de ein Gesetz Unter­neh­men, Ver­ant­wor­tung für die Men­schen in ihren Lie­fer­ket­ten zu über­neh­men. Das ist ein Erfolg der Zivil­ge­sell­schaft und eine gute Nach­richt für alle, die unter aus­beu­te­ri­schen Bedin­gun­gen in den Lie­fer­ket­ten deut­scher Unter­neh­men arbei­ten.

Der heu­ti­gen Abstim­mung im Bun­des­tag ist eine Lob­by­schlacht vor­aus­ge­gan­gen, die ihres­glei­chen sucht. Lei­der haben das Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um und vie­le Uni­ons-Abge­ord­ne­te das Gesetz auf Druck der Wirt­schafts­lob­by­is­ten an zahl­rei­chen Stel­len abge­schwächt. Das Gesetz umfasst zu weni­ge Unter­neh­men und macht zu vie­le Aus­nah­men bei den Sorg­falts­pflich­ten. Es ver­wei­gert Betrof­fe­nen den Anspruch auf Scha­dens­er­satz und setzt lei­der kein Zei­chen für den Kli­ma­schutz in Lie­fer­ket­ten.

Des­we­gen ist die­ses Gesetz nur ein Etap­pen­er­folg. Die Zivil­ge­sell­schaft wird auch wei­ter­hin für Men­schen­rech­te und Umwelt­schutz in der gesam­ten Wert­schöp­fungs­ket­te strei­ten: Für Nach­bes­se­run­gen im Lie­fer­ket­ten­ge­setz, für eine wir­kungs­vol­le Umset­zung und für eine euro­pa­wei­te Rege­lung, die an ent­schei­den­den Stel­len über das deut­sche Gesetz hin­aus­geht.“

Hin­ter­grund:

Das „Gesetz über die unter­neh­me­ri­schen Sorg­falts­pflich­ten in Lie­fer­ket­ten“, das der Bun­des­tag heu­te ver­ab­schie­det hat, tritt 2023 in Kraft und erfasst zunächst Unter­neh­men ab 3.000, von 2024 an dann Unter­neh­men ab 1.000 Mitarbeiter*innen. Die­se Unter­neh­men müs­sen fort­an bei direk­ten Zulie­fe­rern sowie anlass­be­zo­gen auch bei indi­rek­ten Zulie­fe­rern Risi­ken für Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen und Umwelt­zer­stö­rung ermit­teln, Gegen­maß­nah­men ergrei­fen und die­se gegen­über dem Bun­des­amt für Wirt­schaft und Aus­fuhr­kon­trol­le (BAFA) doku­men­tie­ren.

Ins­be­son­de­re auf Druck der CDU und des CDU-geführ­ten Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums ist der ursprüng­li­che Gesetz­ent­wurf an zahl­rei­chen Stel­len abge­schwächt wor­den. Anders als zunächst von Bun­des­ar­beits­mi­nis­ter Heil (SPD) und Bun­des­ent­wick­lungs­mi­nis­ter Mül­ler (CSU) vor­ge­se­hen, gilt das Gesetz für weni­ger Unter­neh­men, schränkt die Sorg­falts­pflich­ten von Unter­neh­men stark ein und begrün­det kei­nen zivil­recht­li­chen Haf­tungs­tat­be­stand mehr. Das bedeu­tet, dass Betrof­fe­ne von Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen auf Basis die­ses Geset­zes kei­nen Scha­dens­er­satz von Unter­neh­men ein­kla­gen kön­nen. Eine wei­ter­füh­ren­de Ana­ly­se des Geset­zes fin­det sich unter: https://lieferkettengesetz.de/wp-content/uploads/2021/06/Initiative-Lieferkettengesetz_Analyse_Was-das-neue-Gesetz-liefert.pdf.

Die Initia­ti­ve Lie­fer­ket­ten­ge­setz hat sich seit Sep­tem­ber 2019 für ein star­kes Lie­fer­ket­ten­ge­setz in Deutsch­land ein­ge­setzt. Gestar­tet als Bünd­nis aus 64 zivil­ge­sell­schaft­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen ver­eint die Initia­ti­ve mitt­ler­wei­le 128 Menschenrechts‑, Ent­wick­lungs- und Umwelt­or­ga­ni­sa­tio­nen sowie Gewerk­schaf­ten und kirch­li­che Akteu­re.

Cum ratio­ne ist seit Grün­dung der Initia­ti­ve als Unter­stüt­zer­or­ga­ni­sa­ti­on dabei.

Kon­takt:

Johan­nes Heeg, Spre­cher „Initia­ti­ve Lie­fer­ket­ten­ge­setz”, Tel.: 0151–10611346, E‑Mail: presse@lieferkettengesetz.de