8 Jahre nach Rana Plaza-Einsturz: Arbeiter*innen brauchen Rechtsverbindlichkeit!

Am ver­gan­ge­nen Sams­tag hat die Kam­pa­gne für Sau­be­re Klei­dung (CCC-DE) der 1.136 Arbeiter*innen gedacht, die 2013 durch den Ein­sturz eines fünf­stö­cki­gen Gebäu­des in Dha­ka, Ban­gla­desch, ums Leben kamen. Um sol­che Tra­gö­di­en in Ban­gla­desch zukünf­tig zu ver­hin­dern, schlos­sen damals Gewerk­schaf­ten, Mode­mar­ken und zivil­ge­sell­schaft­li­che Akteu­re als Reak­ti­on auf den Fabrik­ein­sturz das rechts­ver­bind­li­che Abkom­men über Brand­schutz und Gebäu­de­si­cher­heit (“Ban­gla­desh Accord”) ab.

Das Abkom­men hat mit­hil­fe von ange­mes­se­nen Sicher­heits- und Gesund­heits­maß­nah­men eine ech­te Ver­än­de­rung für die Sicher­heit von über zwei Mil­lio­nen Bekleidungsarbeiter*innen in Ban­gla­desch bewirkt. Die aktu­el­le Ver­ein­ba­rung, die sicher­stellt, dass Mode­mar­ken recht­lich dafür zur Ver­ant­wor­tung gezo­gen wer­den kön­nen, ihre Fabri­ken sicher zu machen, läuft jedoch Ende Mai 2021 aus.

Ein Abkom­men ist auch wei­ter­hin nötig

„Der Accord ist sehr wich­tig, da er unab­hän­gig und neu­tral arbei­tet und sich sowohl im Aus­land als auch bei den Arbeiter*innen einen guten Ruf und Glaub­wür­dig­keit erwor­ben hat. Er garan­tiert die Sicher­heit des Arbeits­plat­zes für die Arbeiter*innen“, sag­te Babul Akh­ter, Gewerk­schaf­ter der Ban­gla­desh Gar­ment & Indus­tri­al Workers Fede­ra­ti­on (BGIWF), einer Gewerk­schaft, die den ACCORD unter­zeich­net hat.

Ein neu­er, töd­li­cher Brand bei Dha­ka Garm­ents and Washing Ltd. Hat Anfang März die­sen Jah­res jedoch bewie­sen, dass es noch viel zu tun gibt. Um wei­te­re Vor­fäl­le wie Rana Pla­za zu ver­mei­den, for­dert die CCC von den Mode­mar­ken und Ein­zel­händ­lern, bis Juni 2021 ein inter­na­tio­na­les rechts­ver­bind­li­ches Abkom­men zum Arbeits­schutz und zu einem star­ken Beschwer­de­me­cha­nis­mus zu unter­zeich­nen.

„Ein inter­na­tio­na­les ver­bind­li­ches Abkom­men muss unter­zeich­net wer­den, um die effek­tivs­ten Ele­men­te des Accords bei­zu­be­hal­ten. Es kann eben­falls dazu genutzt wer­den, um sicher­zu­stel­len, dass schließ­lich auch ande­re Län­der von einem ähn­li­chen Pro­gramm erfasst wer­den“, sagt Arte­mi­sa Ljar­ja, Eil­ak­ti­ons­ko­or­di­na­to­rin der deut­schen CCC.

Lie­fer­ket­ten­ge­setz – Auch Poli­tik ist gefragt

In die­sen Tagen befasst sich auch der Deut­sche Bun­des­tag mit dem Gesetz­ent­wurf zu Men­schen­rech­ten in Lie­fer­ket­ten deut­scher Unter­neh­men. Cum ratio­ne appel­liert gemein­sam mit der CCC-DE an die Abge­ord­ne­ten, die Arbeiter*innen nicht erneut im Stich zu las­sen und für ein star­kes Lie­fer­ket­ten­ge­setz ein­zu­tre­ten. Gera­de Deutsch­land hat auf­grund sei­ner wirt­schaft­li­chen Stär­ke eine gro­ße Ver­ant­wor­tung. Betrof­fe­ne von Men­schen­rechts­ver­stö­ßen brau­chen eine Chan­ce, deut­sche Fir­men zivil­recht­lich vor deut­schen Gerich­ten zur Ver­ant­wor­tung zu zie­hen. Das Lie­fer­ket­ten­ge­setz muss Men­schen wirk­sam schüt­zen, also Unter­neh­men dazu ver­pflich­ten, ihre gesam­te Lie­fer­ket­te vor­beu­gend auf die Ein­hal­tung der Men­schen­rech­te zu über­prü­fen, nicht nur die direk­ten Zulie­fe­rer. Ohne vor­beu­gen­de Maß­nah­men, wird es immer wie­der zu Unfäl­len kom­men. Es braucht ein star­kes Lie­fer­ket­ten­ge­setz, damit Men­schen­rech­te in den Lie­fer­ket­ten wirk­lich geach­tet wer­den.

Um die­sen For­de­run­gen Gehör zu ver­schaf­fen und der Opfer zu geden­ken, gab es welt­weit online und off­line Aktio­nen und Ver­an­stal­tun­gen rund um den Rana Pla­za Gedenk­tag.

Hin­ter­grund:

Der Ein­sturz der Rana Pla­za Fabrik am 24.4.2013 gilt als das größ­te Fabrik­un­glück in der Geschich­te der Tex­til­in­dus­trie. 1.136 Men­schen star­ben und über 1.800 wei­te­re Arbeiter*innen wur­den bei die­ser Kata­stro­phe ver­letzt. In dem Rana Pla­za-Gebäu­de pro­du­zier­ten fünf Tex­til­fa­bri­ken, vie­le für gro­ße Mode­fir­men, deren Pro­duk­te auch in deut­schen Klei­der­schrän­ken hän­gen.

Quel­le Text: https://saubere-kleidung.de/2021/04/8‑jahre-nach-rana-plaza-einsturz-arbeiterinnen-brauchen-rechtsverbindlichkeit/

Quel­le Titel­bild: Trades Uni­on Con­gress https://www.flickr.com/photos/30205470@N06/14045049722