Wir waren auf der Fashion Changers Konferenz

Wir haben uns am 1. Okto­ber früh mor­gens auf den Weg nach Ber­lin gemacht – zur Fashion Chan­gers Kon­fe­renz.

Die Fashion Chan­gers schrei­ben dazu selbst auf ihrer Sei­te: Seit ihrer Grün­dung im Jahr 2020 ist die Kon­fe­renz ein Pflicht­ter­min und High­light für alle, die in der Welt der nach­hal­ti­gen Mode etwas bewe­gen wol­len. Hier tref­fen sich Expert*innen aus Indus­trie, Wis­sen­schaft und Akti­vis­mus, um über essen­zi­el­le The­men wie ganz­heit­li­che Nach­hal­tig­keit, Macht­struk­tu­ren und Soli­da­ri­tät in der Mode­bran­che, aktu­el­le Gesetz­ge­bun­gen und For­schung zu nach­hal­ti­ger Mode zu dis­ku­tie­ren.

Neben vie­len Mög­lich­kei­ten des Netz­wer­kens und Aus­tau­schens mit Gleich­ge­sinn­ten gab es auch vie­le span­nen­de Vor­trä­ge.

Nach einer klei­nen Ein­füh­rung der Gastgeber*innen ging es wei­ter mit einem Inter­view von der Pod­cas­te­rin Andrea Ger­hard, die Dr. Gise­la Bur­ck­hardt frag­te, was die Mode­bran­che denn für die sozia­le Gerech­tig­keit brau­che. Wor­an liegt es, dass selbst “fai­re” Mode kaum mit Gewerk­schaf­ten zusam­men­ar­bei­te und was kann getan wer­den, um die Belan­ge der Arbeiter*innen glo­bal bes­ser zu unter­stüt­zen?

Gise­la Bur­ck­hardt hebt in ihren Ant­wor­ten deut­lich her­vor: Ohne Gewerk­schaf­ten geht es nicht. Über­all, wo es kei­ne Gewerk­schaf­ten gibt, geht es den Arbeiternehmer*innen schlech­ter – das ist übri­gens auch in Deutsch­land so. In Ban­gla­desch sind gera­de ein­mal 5–10 % in Gewerk­schaf­ten. Vor allem Frau­en haben oft­mals nicht die zeit­li­chen Res­sour­cen, wenn sie neben ihrer Arbeit auch für die Kin­der ver­ant­wort­lich sind. Dabei sind gera­de sie z. B. von Gewalt am Arbeits­platz bedroht. 2022 wur­de in einem sol­chen Kon­text das Din­di­gul Agree­ment to End Gen­der-Based Vio­lence and Harass­ment unter­zeich­net. Es ist das ers­te rechts­ver­bind­li­che Über­ein­kom­men zu Geschlechts­spe­zi­fi­scher Gewalt in Asi­en.

Beson­ders inter­es­sant war für uns auch das nach­fol­gen­de The­ma zu den kom­men­den und bereits bestehen­den Green Claims Richt­li­ni­en.

Zunächst gab Mei­ke Geb­hard zu den Green Claims Richt­li­ni­en inter­es­san­ten Input. Sie beschrieb vor allem die Green Claims Direc­ti­ve, die noch nicht beschlos­sen ist, und die Richt­li­nie zur Stär­kung der Ver­brau­cher für den öko­lo­gi­schen Wan­del durch bes­se­ren Schutz gegen unlau­te­re Prak­ti­ken und bes­se­re Infor­ma­tio­nen (Emp­Co-Richt­li­nie). Letz­te­re ist bereits in Kraft und ver­bie­tet all­ge­mei­ne Umwelt­aus­sa­gen, Eigen­sie­gel und Wer­bung von kom­pen­sier­ter Kli­ma­neu­tra­li­tät.

Anschlie­ßend dar­an gab es eine Podi­ums­dis­kus­si­on, wäh­rend der neben all der posi­ti­ven Effek­te und Trans­pa­renz, die die­se Richt­li­ni­en mit sich brin­gen, auch über mög­li­che nega­ti­ve Aspek­te dis­ku­tiert wur­de. Eines der größ­ten Pro­ble­me und poten­zi­el­les Risi­ko könn­te sein, dass sich Unter­neh­men von Nach­hal­tig­keits­wer­bung gene­rell abwen­den, weil die Angst groß ist, abge­mahnt zu wer­den. Gera­de für klei­ne­re Unter­neh­men könn­ten neue Regu­la­ri­en zu Her­aus­for­de­run­gen füh­ren. Doch auch wenn es nicht immer ein­fach sein wird, über­wie­gen die Vor­tei­le und die Mög­lich­kei­ten für Verbraucher*innen, trans­pa­ren­ter Infor­ma­tio­nen zur tat­säch­li­chen Nach­hal­tig­keit der Tex­ti­li­en zu erhal­ten.

Natür­lich gab es noch ganz vie­le wei­te­re tol­le, span­nen­de und wich­ti­ge Vor­trä­ge. Ein letz­tes The­ma, wel­ches wir an die­ser Stel­le aber noch auf­grei­fen möch­ten ist die Zukunft des tex­ti­len Recy­clings. In einer inter­es­san­ten Podi­ums­dis­kus­si­on spra­chen die drei Exper­tin­nen über die Mög­lich­kei­ten und Schwie­rig­kei­ten des Recy­clings von Tex­ti­li­en.

Kat­ja Wag­ner grün­de­te hier­zu ihr Unter­neh­men TURNS, das eine neue Faser aus Alt­klei­dern gewinnt. Hier­zu wer­den alte Tex­ti­li­en gesam­melt, dann sor­tiert und mecha­nisch Fasern zurück­ge­won­nen. Die bes­te Mate­ri­al­zu­sam­men­set­zung hier­für ist übri­gens ein Baum­woll-Poly­es­ter-Gemisch und beson­ders wich­tig zu beach­ten ist auch: Alles, was einen Elas­than-Anteil von über 5 % auf­weist, lässt sich so nicht recy­celn.

Momen­tan sind lei­der zu vie­le Pro­duk­te auf dem Markt, die nicht wei­ter­ver­wend­bar sind. Des­we­gen zum Schluss noch ein Zitat von Kat­ja Wag­ner, das uns beson­ders in Erin­ne­rung geblie­ben ist: “Wir müs­sen Alt­tex­til wie­der als Roh­stoff ver­ste­hen.”

Einen noch aus­führ­li­che­ren Bericht mit Bil­dern und Pres­se­mit­tei­lung fin­det ihr natür­lich auf der Sei­te der Fashion Chan­gers selbst.