Cum ratione prüft die Fanshops der Bundesligisten: Union Berlin Meister

Cum ratio­ne prüft die Fan­shops der Bun­des­li­gis­ten

Fair­ness wird im Sport bekannt­lich groß­ge­schrie­ben. Aber wie fair sind eigent­lich die Fan­shops der Fuß­ball­bun­des­li­gis­ten? Die­ser Fra­ge ist die gemein­nüt­zi­ge Gesell­schaft cum ratio­ne aus Pader­born in ihrer Stu­die „Die Ver­ei­ne im Ran­king – so fair sind ihre Shops“ nach­ge­gan­gen. Dabei kam her­aus, dass die all­seits bekann­ten Tabel­len­kon­stel­la­tio­nen deut­lich auf den Kopf gestellt wer­den. Für die Stu­die hat die Orga­ni­sa­ti­on die Online-Fan­shops und die dahin­ter­lie­gen­den Lie­fer­ket­ten der 18 Bun­des­li­gis­ten und 3 aus­ge­wähl­ter Zweit­li­gis­ten genau­er unter die Lupe genom­men. Das Ergeb­nis: Uni­on Ber­lin ist mit rund 100 fair pro­du­zier­ten Fan­tex­ti­li­en wie Shirts und Pull­overn für Erwach­se­ne und Kin­der, Hosen oder Baum­woll­ta­schen ein­sa­me Spit­ze. Wäh­rend der Titel des Fair­ness­meis­ters in Sachen Fan­shop in die Haupt­stadt geht, lan­den gro­ße Klubs wie der FC Bay­ern Mün­chen oder Borus­sia Dort­mund abge­schla­gen im Mit­tel­feld. Cham­pi­ons League-Teil­neh­mer RB Leip­zig lan­det in die­sem Ran­king sogar auf einem Abstiegs­platz. 

 

 

 

 

 

Im Vor­der­grund der Stu­die, die bewusst zum Sai­son­start und wäh­rend der fai­ren Woche ver­öf­fent­licht wird, stand die Fra­ge, ob und wie vie­le nach­hal­tig pro­du­zier­te Fan­klei­dungs­stü­cke es bereits gibt und wie sicht­bar die­se in den Online-Shops prä­sen­tiert wer­den. Die Initia­to­ren haben jedoch auch nach Infor­ma­tio­nen zur genau­en Her­kunft der Pro­duk­te gesucht: Wie sind die Arbeits- und Umwelt­be­din­gun­gen bei der Her­stel­lung der Klei­dungs­stü­cke? Gibt es bestimm­te Kri­te­ri­en, nach denen die Ver­ei­ne ihre Lie­fe­ran­ten aus­su­chen? „Die Ver­ei­ne aus der 1. und 2. Bun­des­li­ga machen Mil­lio­nen mit dem Ver­kauf von Fan­ar­ti­keln. Damit ver­bun­den ist eine gro­ße Ver­ant­wor­tung, der jedoch noch nicht alle Klubs aus­rei­chend nach­kom­men“, fasst Geschäfts­füh­re­rin Kers­tin Haar­mann von cum ratio­ne zusam­men.

So haben acht der 21 unter­such­ten Ver­ei­ne bis­lang nicht ein ein­zi­ges Fan­tex­til im Sor­ti­ment, das ein glaub­wür­di­ges Sie­geln für fai­re und nach­hal­ti­ge Her­stel­lungs­be­din­gun­gen trägt oder wei­sen es nicht als sol­ches aus. Dazu gehö­ren Borus­sia Dort­mund und RB Leip­zig. Bei wei­te­ren Fuß­ball­klubs fin­den sich nur sehr weni­ge fair pro­du­zier­te Arti­kel – der FC Bay­ern Mün­chen als Tri­ple-Sie­ger der ver­gan­ge­nen Sai­son bie­tet bei­spiels­wei­se ledig­lich Coro­na-Schutz­mas­ken mit GOTS-Zer­ti­fi­zie­rung in sei­nem Shop an. Das reicht nur für einen Platz im Nie­mands­land der Tabel­le.

 

Ein Lob erhal­ten dage­gen die Ver­ei­ne auf den obers­ten Plät­zen, die sich schon inten­si­ver mit der Her­kunft der Pro­duk­te in ihren Shops befasst haben und dabei sind, ihr Sor­ti­ment schritt­wei­se auf nach­hal­tig pro­du­zier­te Tex­ti­li­en umzu­stel­len. So hat sich der FC St. Pau­li durch einen Mit­glie­der­be­schluss aus dem Jahr 2016 bei­spiels­wei­se selbst zur umfas­sen­den Umstel­lung der Mer­chan­di­se-Pro­duk­te auf nach­hal­ti­ge Beschaf­fung ver­pflich­tet. Die Nord­klubs Bre­men und Wolfs­burg machen ihre Ver­eins­far­ben zum The­ma und füh­ren die Nach­hal­tig­keits­kol­lek­tio­nen #zer­ti­fi­zier­tes Grün (Wer­der) und „Grün aus Über­zeu­gung (VfL).  Hof­fen­heim setzt dage­gen auf die Umoja-Kol­lek­ti­on und ver­sucht, die­se Arti­kel mög­lichst nach­hal­tig in Ugan­da pro­du­zie­ren zu las­sen. Ganz weit vor­ne ist auch der zweit­plat­zier­te VfB Stutt­gart mit über 30 fair pro­du­zier­ten Tex­ti­li­en im Shop. An Spit­zen­rei­ter Uni­on Ber­lin mit rund 100 Tex­ti­li­en in sei­ner nach­hal­ti­gen Kol­lek­ti­on „Duf­te“ kom­men aller­dings auch die Schwa­ben aktu­ell nicht her­an. 

Stef­fen Dahl von cum ratio­ne, der das Pro­jekt als Werks­stu­dent beglei­tet, blickt daher opti­mis­tisch in die Zukunft: „Die­se Bei­spie­le zei­gen, dass mehr Fair­ness im eige­nen Fan­shop mög­lich ist und haben damit Vor­bild­cha­rak­ter für ande­re Fuß­ball­klubs.“ In Sachen Trans­pa­renz hät­ten aller­dings alle Ver­ei­ne noch Luft nach oben. „Nur weni­ge machen öffent­li­che Anga­ben dazu, mit wel­chen Lie­fe­ran­ten sie zusam­men­ar­bei­ten und anhand wel­cher Kri­te­ri­en die­se aus­ge­wählt und über­prüft wer­den. Auch eine öffent­li­che Ver­pflich­tung zur Ach­tung der Men­schen­rech­te inner­halb der eige­nen Lie­fer­ket­ten fin­det sich nur sel­ten.

Doch auch hier gibt es schon ers­te Schrit­te der Ver­ei­ne in Rich­tung mehr Trans­pa­renz. So plant der in der Stu­die zweit­plat­zier­te VfB Stutt­gart in Zusam­men­ar­beit mit sei­nem Part­ner Brands Fashion nach eige­nen Anga­ben die Ein­füh­rung einer Trace-my-Shirt-Tech­no­lo­gie. Damit kann über einen Track­ing­code die Lie­fer­ket­te bis zum Pro­duk­ti­ons­stand­ort zurück­ver­folgt wer­den. Außer­dem gibt es Anga­ben zu Sozi­al- und Umwelt­stan­dards bei der Her­stel­lung. „Eine wich­ti­ge Initia­ti­ve, die zukünf­tig zum Stan­dard wer­den soll­te“, blickt Pro­jekt­lei­te­rin Lara Schrö­der gespannt auf die Tech­no­lo­gie. „Für vie­le Ver­ei­ne ist das The­ma fai­re Klei­dung bis­her noch abso­lu­tes Neu­land“, stellt Lara Schrö­der fest. „Wir wol­len die Fuß­ball­klubs ger­ne mit unse­rer Erfah­rung unter­stüt­zen und gemein­sam an einem fai­ren Fan­shop arbei­ten. Wirk­li­che Ver­än­de­rung geht nur Hand in Hand.“