Die Veranstaltung „Stoppt die Ausbeutung – Wir zahlen den Preis für eure billige Kleidung“ hat am Montag interessierte Besucherinnen und Besucher in das Paderborner Rathaus gelockt. Eingeladen hatten die gemeinnützige Gesellschaft cum ratione, die Gleichstellungsstelle der Stadt und die Initiative Faires Paderborn. Im Zentrum der Aufmerksamkeit standen die beiden asiatischen Aktivistinnen Kalpona Akter und Khin Nilar Soe, die ihre persönlichen Erfahrungen in der Textilindustrie mit dem Publikum geteilt haben. Sie berichteten über Arbeitszeiten von 7 Uhr morgens bis 2 Uhr nachts und monatliche Überstunden von bis zu 280 Stunden. Auch das Thema sexuelle Diskriminierung stelle in den männerdominierten Ländern laut Kalpona Akter ein großes Problem dar. „Misshandlungen und Vergewaltigungen in den Fabriken sind an der Tagesordnung. Die Frauen trauen sich jedoch nicht darüber zu sprechen, es ist ein absolutes Tabu-Thema“, erklärt sie die Problematik. „Wenn es zu einer Vergewaltigung kommt, dann heißt es einfach, dass ihre Kleidung zu freizügig war“.
Die Podumsdiskussion
Nach den Vorträgen der beiden Aktivistinnen widmete sich die anschließende Podiumsdiskussion dem Thema faire Textilien in Paderborn. Als Handlungsempfehlung für Konsumenten betonte Khin Nilar Soe, dass ein Boykott von Kleidung aus den Billiglohnländern keine Lösung wäre. Das würde lediglich dazu führen, dass die Menschen dort ihre Arbeit und damit ihre gesamte Existenzgrundlage verlieren würden. Die Aktivistin Kalpona Akter plädiert daher auf die von ihr in die Diskussion gebrachte „Sandwich-Lösung“. „Wenn Sie als reiche Konsumenten von oben Druck machen und wir Arbeiterinnen den Unternehmen von unten aus das Leben schwermachen, dann können wir gemeinsam Veränderungen erreichen. Auch Sina Marx, die die beiden Gewerkschafterinnen während ihrer Rundreise betreut, ruft zu mehr gesellschaftlichem Engagement auf. „Wir von FEMNET sind immer für politischen Aktivismus und kreative Aktionen“, stellt die Vertreterin der Frauenrechtsorganisation klar. Eine Form des stillen Protests könne beispielsweise sein, Infomaterialien über fair hergestellte Kleidung in die Taschen der Kleidungsstücke der großen Modeketten zu stecken.
Nachhaltigkeit erreichen
Um mehr Bewusstsein für faire Kleidung in Paderborn zu schaffen, fordert die Einzelhändlerin Maida Poric einen stärkeren Fokus auf nachhaltige Bildung. Außerdem wünscht sich die Inhaberin der Boutique Chocolat in der Marienstraße mehr Veranstaltungsangebote vor Ort. Vorhandene faire Alternativen zu herkömmlicher Kleidung aufzuzeigen, hält auch die Designerin und Upcycling – Expertin Laura Schlütz für wichtig. Ihre Mitmachaktion im Vorfeld der Veranstaltung stieß bei den Besuchern und Besucherinnen auf großes Interesse: Hier präsentierte sie, wie man aus alten Stoffresten einzigartige Armbänder selbst erstellen kann.