Vorbildfunktion von Kommunen

Beson­ders wich­tig für eine Wohn- und Bau­wen­de sind die jewei­li­gen Kom­mu­nen. Als größ­ter Bau­herr in Deutsch­land kön­nen sie ihre Markt­macht öko­lo­gisch nut­zen und so die Nach­fra­ge und Pla­nungs­si­cher­heit für Unter­neh­men schaf­fen. Durch nach­hal­ti­ge Beschaf­fungs­richt­li­ni­en geben sie nicht nur eine star­ke Rich­tung für alle Bauakteur*innen vor, son­dern durch Bund und Län­der sind öko­lo­gi­sche Beschaf­fungs­maß­nah­men sehr viel schnel­ler umsetz­bar. Die (Mit-)Arbeit von Kom­mu­nen ist somit uner­läss­lich für eine posi­ti­ve Ent­wick­lung des Bau- und Wohn­sek­tors.

Das Kreisarchiv Viersen

Als posi­ti­ves Bei­spiel ist das Kreis­ar­chiv der Stadt Vier­sen her­vor­zu­he­ben (s. Bild). Der Kreis Vier­sen hat 2020 mit dem Neu­bau gestar­tet, der aus einem inne­ren fens­ter­lo­sen Maga­zin­ku­bus und einem äuße­ren trans­pa­ren­ten, hel­len Umrings­ge­bäu­de besteht.

Gebaut wur­de nach den Prin­zi­pi­en der zir­ku­lä­ren Wert­schöp­fung: Der Klin­ker stammt aus einem Fabrik­ab­bruch aus der Regi­on, für den Außen­teil wur­de größ­ten­teils Holz als nach­wach­sen­der Roh­stoff ver­wen­det und die Innen­wän­de wur­den als Lehm-Tro­cken­bau mit einer her­vor­ra­gen­den Kli­ma­bi­lanz errich­tet und mit Lehm­putz ver­putzt.

Der Maga­zin­ku­bus ist optisch an  einen Wehr­turm ori­en­tiert. In ihm wird das Archiv­gut auf vier Eta­gen sicher und geschützt vor Licht und Kli­ma­schwan­kun­gen ver­wahrt. Außen befin­den sich ein Lese­saal mit dem Frei­hand­be­stand der Biblio­thek, Büros, Arbeits­räu­me etc.

Das Gebäu­de hat weder einen Öltank noch einen Gas­an­schluss. Ener­ge­tisch ver­sorgt wird es mit einer Kom­bi­na­ti­on aus Kraft­dach, Eis­spei­cher und Brun­nen­an­la­ge. Das Ober­flä­chen­was­ser wird nicht in die Kana­li­sa­ti­on abge­lei­tet, son­dern für die Grund­stücks­be­wäs­se­rung in zwei Erd­tanks gespei­chert, mit einem Teich auf dem Grund­stück regu­liert und bei Bedarf über zwei Rigo­len ver­si­ckert und trägt so zur Grund­was­ser­bil­dung bei.

Mehr zum Kreis­ar­chiv fin­det ihr auf der Web­sei­te des Kreis Vier­sen: www.kreis-viersen.de

Kreis Vier­sen / Beni­to Bara­jas
Kreis Vier­sen / Beni­to Bara­jas

Leitfaden der DUH

In die­sem Kon­text ist auch der Leit­fa­den zur Inte­gra­ti­on von Kreis­lauf­wirt­schafts­kri­te­ri­en in die öffent­li­che Beschaf­fung von Bau­leis­tung der DUH inter­es­sant. Die­ser ent­hält Hand­lungs­emp­feh­lun­gen, wel­che Kreis­lauf­wirt­schafts­aspek­te wie in die öffent­li­che Beschaf­fung von Bau­leis­tun­gen inte­griert wer­den kön­nen. Zusätz­lich wer­den bereits umge­setz­te Pra­xis­bei­spie­le vor­ge­stellt, die Beschaf­fen­den als Ori­en­tie­rungs­hil­fe die­nen kön­nen.

Der Leit­fa­den bie­tet unter ande­rem Impul­se zu den Aspek­ten:

  • Ganz­heit­li­che Lebens­zy­klus­ana­ly­se
  • CO2 ‑Schat­ten­preis
  • Pre-Demo­li­ti­on Audit
  • Wie­der­ver­wen­dung von Bau­tei­len
  • Ein­satz von Recy­cling-Bau­stof­fen
  • Zir­ku­la­ri­täts­kon­zep­te

Nachhaltige Beschaffung

Stu­die 2: CO₂-Schat­ten­prei­se in der öffent­li­chen Beschaf­fung

Im Fokus der 2025 ver­öf­fent­lich­ten Ana­ly­se steht das Kon­zept der CO₂-Schat­ten­prei­se: Fik­ti­ve Kos­ten für den Aus­stoß von Treib­haus­ga­sen wer­den in die Wirt­schaft­lich­keits­be­wer­tung öffent­li­cher Auf­trä­ge ein­be­zo­gen.
Das schafft fai­re Ver­gleichs­be­din­gun­gen für kli­ma­freund­li­che Ange­bo­te – beson­ders im Bau­sek­tor, der für hohe Emis­sio­nen ver­ant­wort­lich ist und zugleich stark von kom­mu­na­len Auf­trä­gen geprägt wird.
Emp­foh­len wird eine schritt­wei­se Ein­füh­rung sol­cher Prei­se, ori­en­tiert an den Kli­ma­fol­ge­kos­ten des Umwelt­bun­des­am­tes (300–880 € pro Ton­ne CO₂).
Zur Stu­die von FÖS & Ber­tels­mann Stif­tung

War­um das für Kom­mu­nen wich­tig ist

Kom­mu­nen sind nicht nur Auf­trag­ge­ber – sie gestal­ten aktiv Zukunft. Jede nach­hal­ti­ge Aus­schrei­bung wirkt dop­pelt: Sie spart lang­fris­tig Kos­ten durch Effi­zi­enz und bezieht Kli­ma­fol­gen in Ent­schei­dun­gen ein.
Zudem set­zen Kom­mu­nen damit ein sicht­ba­res Zei­chen: für glaub­wür­di­ge Kli­ma­po­li­tik, regio­na­le Wert­schöp­fung und ver­ant­wor­tungs­vol­le Haus­halts­füh­rung.

Hand­lungs­emp­feh­lun­gen für die kom­mu­na­le Pra­xis

  • Nach­hal­tig­keits­kri­te­ri­en ver­bind­lich und über­prüf­bar in Ver­ga­ben inte­grie­ren

  • CO₂-Schat­ten­prei­se in Wirt­schaft­lich­keits­be­rech­nun­gen ein­füh­ren

  • Mit­ar­bei­ten­de qua­li­fi­zie­ren und zen­tra­le Beschaf­fungs­stra­te­gien ent­wi­ckeln

  • Koope­ra­tio­nen mit Nach­bar­kom­mu­nen oder Land­krei­sen nut­zen, um Know-how zu bün­deln

  • Fort­schrit­te regel­mä­ßig mes­sen und trans­pa­rent kom­mu­ni­zie­ren

Nach­hal­ti­ge Beschaf­fung ist kein zusätz­li­cher Auf­wand – sie ist ein wirk­sa­mes Steue­rungs­in­stru­ment, mit dem Städ­te und Gemein­den öko­lo­gi­sche und öko­no­mi­sche Ver­ant­wor­tung zusam­men­brin­gen.

Impul­se aus den Stu­di­en von FÖS & Ber­tels­mann Stif­tung

Die öffent­li­che Hand ver­fügt über enor­mes Poten­zi­al, nach­hal­ti­gen Wan­del vor­an­zu­trei­ben: Allein Kom­mu­nen ver­ge­ben jedes Jahr Auf­trä­ge in Mil­li­ar­den­hö­he. Wie die­ses Poten­zi­al bes­ser genutzt wer­den kann, zei­gen zwei aktu­el­le Stu­di­en der Ber­tels­mann Stif­tung und des Forums Öko­lo­gisch-Sozia­le Markt­wirt­schaft (FÖS). Bei­de lie­fern wert­vol­le Impul­se, wie nach­hal­ti­ge Kri­te­ri­en in der kom­mu­na­len Beschaf­fung stär­ker ver­an­kert wer­den kön­nen – und war­um es sich lohnt, jetzt aktiv zu wer­den.

Stu­die 1: Nach­hal­tig­keit in der öffent­li­chen Beschaf­fung

Die Unter­su­chung aus dem Jahr 2024 zeigt: Nur rund 13,7 Pro­zent der kom­mu­na­len Ver­ga­ben berück­sich­ti­gen Nach­hal­tig­keits­aspek­te – und der Anteil sinkt.
Das bedeu­tet: Trotz poli­ti­scher Zie­le und recht­li­cher Mög­lich­kei­ten bleibt Nach­hal­tig­keit in der Pra­xis häu­fig außen vor.
Die Stu­die iden­ti­fi­ziert zen­tra­le Hand­lungs­fel­der – von stra­te­gi­schem Beschaf­fungs­ma­nage­ment über kla­re Zustän­dig­kei­ten bis hin zu bes­se­ren Qua­li­fi­zie­rungs­an­ge­bo­ten für Ver­wal­tun­gen.
Zur Stu­die der Ber­tels­mann Stif­tung

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