Wir sehen uns in den Industrienationen zunehmend mit einer Ressourcen- und Flächenkrise konfrontiert. Die Probleme, die hierdurch entstehen, erstrecken sich von der Umwelt bis zu sozialen Schwierigkeiten. Es wurde viel zu lange neu gebaut, ohne Rücksicht auf Umwelt, entstehende Folgekosten und auch Menschen zu nehmen. Darüber hinaus ist nicht nur der Faktor, dass gebaut wird, entscheidend, sondern auch wie. Das Bauen und die Nutzung von Gebäuden ist für einen Großteil der Emissionen verantwortlich und das Material bisher oftmals nicht für eine Wiederverwendung zu späterem Zeitpunkt eingeplant – Stichwort Baustoffrecycling.
Auch wenn es sicherlich nicht die eine perfekte Lösung gibt, möchten wir dennoch an verschiedene Möglichkeiten heranführen, um langfristig einen Wandel zu erzielen. Eine allgemeingültige Lösung ist es, beim Wohnen und vor allem beim Bauen möglichst wenig zu verbrauchen. Wir widmen uns daher der ressourcen- und flächensparenden Schaffung von zusätzlichem Wohnraum. Diese ist vor allem in wachsenden (Groß-) Städten von steigender Bedeutung. Neue Baugebiete am Stadtrand dürfen nicht einfach ohne Rücksicht auf die Umwelt und entstehende Folgekosten für die Kommune ausgewiesen werden, sondern es sollte vielmehr ein Schwerpunkt auf die Potenziale der Innenentwicklung gelegt werden.
Weiter beschäftigen wir uns unter dem Thema Baustoffrecycling auch mit der Frage, wie Gebäude gebaut werden. Hier möchten wir einige Maßnahmen vorstellen, welche unserer Meinung nach besonders zielführend wären.
Es gibt sehr viel Wohnraum, der aus verschiedenen Gründen nicht bewohnt ist, was bedeutet: Wir haben vielerorts Möglichkeiten, Menschen mit Wohnraum zu versorgen, ohne dafür neue Flächen zu versiegeln. Ein interessantes Erfolgsprojekt hierzu ist das Wohnraum-Projekt des Sozialamts Karlsruhe.
Im Jahr 2005 startete Karlsruhe das kommunale Programm „Wohnraumakquise durch Kooperation“, um die Wohnungslosigkeit in der Stadt zu bekämpfen. Dies umfasst eine Mietausfallgarantie, sozialpädagogische Begleitung sowie Einmalförderungen.
Und das Projekt hat sich zum Erfolgsprogramm entwickelt: Bisher konnten über 1300 Wohnungen für etwa 3500 Menschen geschaffen, das Budget deutlich erhöht und 12 neue Stellen finanziert werden. Über die Akquise leerstehender Wohnungen wird neuer Wohnraum erschlossen. Das Programm ermöglicht nun auch größere Projekte, wie den Umbau eines alten Klinikgebäudes und das „Dörfle“ mit 100 Einheiten für sozialen und bezahlbaren Wohnraum, insbesondere für Pflegekräfte und eingewanderte Arbeitskräfte.
Herr Schäfer vom Sozialamt Karlsruhe war hierzu bei uns in Paderborn und konnte uns detaillierte Einblicke in das Programm geben. Wie genau wurde damals begonnen? Welche Maßnahmen waren dafür notwendig? Und: Rechnen sich die Investitionen und eigens dafür geschaffenen Stellen? Schauen Sie gerne in die Präsentation, die er uns netterweise zur Verfügung gestellt hat. Melden Sie sich bei weiteren Fragen gerne bei uns oder Herrn Schäfer. Seine Kontaktdaten finden Sie auf der letzten Folie der Präsentation.
Ähnliches erwartet auch die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Sie fordert in ihrem Positionspapier Maßnahmen auf Bundes- und Länderebene, um vorhandenen Wohnraum besser zu nutzen.
Schon in der Planung muss die Wiederverwendbarkeit im Sinne der Kreislaufwirtschaft künftig gewährleistet sein und der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes bedacht werden. Durch verschiedene Maßnahmen sollen zukunftsorientierte Gebäude geplant und gebaut werden, die nicht nur den Bau selbst in den Blick nehmen, sondern auch alle Prozesse berücksichtigen, die im Laufe der Nutzung entstehen. Besonders wichtig sind hierfür die Bedarfsplanung, die Flexibilität der Raumaufteilung und natürlich die Wahl der Baustoffe und der Verarbeitung. Nachhaltiges Bauen ist nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll.
Wir brauchen Wohnraum, doch gleichzeitig belastet das Bauen unsere Umwelt. Was können wir also stattdessen machen? Ein Lösungsansatz, den Wohnwendeökonom Daniel Fuhrhop präsentiert, die Nutzung der Potenziale des unsichtbaren Wohnraums. Es gibt viele – gerade alte – Menschen, die teilweise allein auf über 100 qm wohnen. Durch gezieltes Wohnraummanagement und Unterstützungsangebote kann dieser Wohnraum z. B. durch Umbaumaßnahmen oder das Konzept „Wohnen für Hilfe“ effizienter genutzt werden. Suffizientes Wohnen soll zu einer Verkleinerung der Pro-Kopf-Wohnfläche führen. Auch die sogenannten Tiny Houses sind ein Beispiel dafür.
Besonders wichtig für eine Wohn- und Bauwende sind die jeweiligen Kommunen. Als größter Bauherr in Deutschland können sie ihre Marktmacht ökologisch nutzen und so die Nachfrage und Planungssicherheit für Unternehmen schaffen. Durch nachhaltige Beschaffungsrichtlinien geben sie nicht nur eine starke Richtung für alle Bauakteur*innen vor, sondern durch Bund und Länder sind ökologische Beschaffungsmaß-nahmen sehr viel schneller umsetzbar. Die (Mit-)Arbeit von Kommunen ist somit unerlässlich für eine positive Entwicklung des Bau- und Wohnsektors.
Als positives Beispiel ist hier das Kreisarchiv der Stadt Viersen hervorzuheben (s. Bild). Der Kreis Viersen hat 2020 mit dem Neubau gestartet, der aus einem inneren fensterlosen Magazinkubus besteht und einem äußeren transparenten, hellen Umringsgebäude. Innen wird das Archiv-gut so vor Licht und Klimaschwankungen geschützt und außen befinden sich ein Lesesaal, Büros etc. Gebaut wurde nach den Prinzipien der zirkulären Wertschöpfung: Der Klinker stammt aus einem Fabrikabbruch aus der Region, für den Außenteil wurde größtenteils Holz als nachwachsender Rohstoff verwendet und die Innenwände wurden als Lehm-Trockenbau mit einer hervorragenden Klimabilanz errichtet und mit Lehmputz verputzt.
Mehr zum Kreisarchiv findet ihr auf der Webseite des Kreis Viersen: www.kreis-viersen.de
In diesem Kontext ist auch der Leitfaden zur Integration von Kreislaufwirtschaftskriterien in die öffentliche Beschaffung von Bauleistung der DUH interessant. Dieser enthält Handlungsempfehlungen, welche Kreislaufwirtschaftsaspekte wie in die öffentliche Beschaffung von Bauleistungen integriert werden können. Zusätzlich werden bereits umgesetzte Praxisbeispiele vorgestellt, die Beschaffenden als Orientierungshilfe dienen können.
Der Leitfaden bietet unter anderem Impulse zu den Aspekten:
Europas größtes Netzwerk für nachhaltiges Bauen, die weltweit anerkannte DGNB-Zertifizierung und noch viel mehr.
Das bauteilnetz Deutschland ist ein bundesweites Kooperationsprojekt, das die Wiederverwendung gebrauchter Bauteile fördern soll.
Cum Ratione gemeinnützige GmbH
Gesellschaft für Aufklärung und Technik
Vattmannstraße 3
33100 Paderborn
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